Planetare Belastungsgrenzen und menschengemachter Klimawandel

Regionalprodukte – Transparent nachhaltig

Die Menschheit stösst mit ihrer Wirtschaftsweise und dem damit verbundenen Ressourcenverbrauch zunehmend an die planetaren Belastungsgrenzen der Erde. Dazu trägt auch die Land- und Ernährungswirtschaft bei. Regionalität ist ein Kriterium, dass Umweltwirkungen der Land- und Ernährungswirtschaft reduzieren kann. Um die bewusste Produktion und den bewussten Konsum zu fördern, arbeitet alpinavera seit 2021 mit dem Umweltindikator «beelong» zusammen.

Planetare Belastungsgrenzen

In den letzten 10’000 Jahren hat die Jahresdurchschnittstemperatur der Erde lediglich um 1 Grad Celsius geschwankt. Dieses Zeitalter hiess Holozän. In dieser für die Menschen sehr angenehmen Umgebung konnte sich die heutige menschliche Zivilisation entwickeln. Wenn sich durch die Erhöhung der Jahresdurchschnittstemperatur die Umwelt stark verändert, wird der Lebensraum für die Menschheit feindlicher. Der Forscher Johan Rockström hat das Konzept der planetaren Belastungsgrenzen entwickelt. Er hat mit verschieden Forscher*innen zusammen Merkmale (Indikatoren) gefunden, die es ermöglichen die Belastungsgrenzen der Erde zu erkennen und damit der Menschheit ermöglicht Massnahmen zu ergreifen, um die negativen Umweltwirkungen in den Schlüsselbereichen zu reduzieren. So kann der für die Menschen günstige Zustand der Umwelt erhalten bzw. wieder hergestellt werden. Die Belastungsgrenze überschritten hat die Menschheit im Bereich CO2 sowie Stickstoff- und Phosphoreintrag und Artensterben (Biodiversität). Kurz vor dem Überschreiten der Belastungsgrenzen steht der Mensch bei der Übersäuerung der Meere sowie der Abholzung der Wälder (vor allem Regenwald).

Menschengemachter Klimawandel

Unter dem Begriff Klimawandel wird der menschengemachte Anteil an der Veränderung des Klimas verstanden. Der Ausstoss von Treibhausgasen erhöht die Jahresdurchschnittstemperatur und daraus folgen weitreichende Veränderungen der Umwelt.

So entstehen grosse Risiken für die Ernährungssicherheit, die Wasserversorgung, das Ökosystem, wie es für den Menschen als Lebensgrundlage wichtig ist. Auch das Risko für Extremwetterereignisse und das Auftreten von abrupten und irreversiblen Veränderungen nimmt stark zu. Ab einer Erhöhung der Jahresdurchschnittstemperatur um 1.5 Grad werden unumkehrbare Kipppunkte in der Veränderung des Lebensraums Erde sehr stark wahrscheinlicher. Der Verlauf ist zwar mittelfristig und in Bezug auf das Klima auch nicht langfristig komplett aufzuhalten aber abzumildern. Landwirtschaft (Bauern 17%) und Ernährung (13%) welche rund 30% der Treibhausgasemissionen ausmachen, können dazu einen wesentlichen Beitrag leisten. Sie verfügen über einen wesentlichen Hebel der Umweltwirkung in Bezug auf Reduzierung der Treibhausgase sowie Erhalt und Förderung der Biodiversität in der Schweiz. Jedoch erst im Zusammenspiel der Akteure Produzent und Konsument kann dieser Sektor seine volle Kraft zum Beitrag der Emissionsminderung entfalten. Beide Akteure sind über ihre Möglichkeiten zur Reduzierung ihrer Umweltwirkung zu informieren. Das Handlungswissen muss vermittelt und unabhängige Transparenz muss öffentlich hergestellt werden. So werden Konsumenten und Produzenten angespornt, ihren Beitrag zu leisten.

Produkte

Treibausgase sind wesentliche Treiber der Klimaerwärmung. Für die Schweiz hat das Bundesamt für Umwelt (BAFU) untersucht, welchen Anteil die einzelnen Sektoren zu den Treibhausgasemissionen beitragen. Die Landwirtschaft trägt 13% zu den Treibhausgasemissionen (BAFU 2019) bei. Wird der gesamte Nahrungsmittelkonsum betrachtet, liegt der Anteil der Landwirtschaft und der Ernährung an der Umweltwirkung bei 30% der gesamten Umweltwirkung der Schweizer Bevölkerung (Jungbluth et al. 2011). Die Wissenschaftler Zimmermann, Nemecek und Waldvogel der Forschungsanstalt Agroscope haben im Jahr 2017 eine detaillierte Analyse zur umwelt- und ressourcenschonenden Ernährung für die Schweiz erstellt und Möglichkeiten geprüft, die Umweltwirkungen der Ernährungsweise der Schweizer Bevölkerung zu verbessern. Es wurden folgende Ergebnisse erarbeitet:

  • Die Treibhausgasemissionen können durch einen Menüplan, der bezüglich Umweltwirkungen und Food Waste (vermeidbarer Lebensmittelabfall) optimiert ist, um 66 % gesenkt werden
  • Wird die landwirtschaftliche Produktion auf den klimafreundlichen, umweltoptimierten Menüplan angepasst, steigt der Selbstversorgungrad der Schweiz von heute 61% auf gegen 80%, wird zusätzlich der Food Waste vermindert, erhöht sich der Selbstversorgungsgrad gar auf gegen 90%
  • Der klimafreundliche Menüplan sieht eine Reduktion des Fleischkonsums (nicht totale Aufgabe) sowie einen grösseren Anteil an Getreide, Kartoffeln, Hülsenfrüchten, Ölen und Nüssen vor. Der Milchkonsum bleibt, zur Verwertung des Ertrags aus dem Grünland, in ähnlichem Umfang wie bisher erhalten

alpinavera arbeite seit 2021 mit dem Umweltindikator «beelong» zusammen, um die bewusste Produktion und den bewussten Konsum zu fördern. «beelong» bewertet die Umweltwirkung eines Lebensmittel pro Kcal. Die Bewertung besteht aus vier Parametern, welche unterschiedlich gewichtet werden.

Zwischen den einzelnen Bereichen wird wie folgt gewichtet:

Bereich I: Einfluss im Zusammenhang mit Klima und Ressourcen, CO2 und Wasserfussabdruck; 36%
Bereich II: Einfluss in Zusammenhang mit der Produktionsmethode; 32%
Bereich III: Einflüsse im Zusammenhang mit der Herkunft; 23%

Diese drei Bereiche werden nach deren Gewichtung zusammengezogen und ein erstes Mal in einer Bewertung von 1-6 aggregiert. Dieser Wert macht 90% in der Gesamtberechnung aus.

Anschliessend wird der Bereich IV «Einflüsse im Zusammenhang mit dem Verarbeitungsgrad» berechnet und mit 10% gewichtet.

Der Konsument kann auf der Basis der Bewertung Stärke, Eiweiss, Gemüse und Früchte bewusst auswählen und zur Reduktion der Umweltwirkung beitragen. Der Produzent kann in der Betriebsentwicklung auf umweltbewusste Methoden und Produkte setzen.

Nachstehend vier Beispiele von bewerteten Glarner Produkten.

Einschätzung der Bewertung

Eine Bewertung von tierischen Produkten mit A oder B ist sehr gut. Flächen auf denen nur Gras wächst wie in den Alpen können bisher nur durch Tiere zu Nahrungsmitteln für Menschen weiterverarbeitet werden. Entweder als Milch, Käse, Butter oder als Fleisch. Trotzdem stossen Wiederkäuer durch ihre Verdauung das Treibhausgas Methan aus. Pflanzliche Produkte können schneller ein A erreichen, da sie direkt vom Menschen gegessen werden können und nicht durch ein Tier veredelt werden müssen. Bei den Pflanzen kommt es stark auf den Wasserverbrauch und die Produktionsmethode an, beispielweise Freiland oder Gewächshausproduktion.

Rezepte

Speisen bestehen aus vielen Zutaten und nicht nur aus einzelnen Produkten. Umso wichtiger ist es, bei allen Zutaten und nicht nur bei den Hauptzutaten darauf zu achten, was für Komponenten verwendet werden und woher diese stammen. Besonders Importzutaten verschlechtern die Umweltbewertung einer Speise. Bei den verwendeten Produkten ist zu beachten, dass tierische Produkte in der Regel eine Bewertung B erreichen und pflanzliche inländische Produkte ein A. Hochverarbeitete pflanzliche Produkte, welche zum Beispiel tiefgekühlt werden oder einen hohen Wasserverbrauch in der Produktion haben, erreichen ein B.