Klimafreundlich Essen
Die Landwirtschaft der Zukunft – wie wird sie aussehen? Und wie klimafreundlich essen wir?
Was für ein Jahr liegt hinter uns? Eine weltweite Pandemie sorgte für gewaltige Einschnitte in unser Leben und tut dies noch immer. Eine Situation, die man gegen Ende 2019 kaum vorstellen konnte und damals aktuelle Themen innert Kürze in den Hintergrund rückte und dies noch immer tut. Und dennoch oder gerade deswegen ist es uns ein Anliegen, dass wir uns weiterhin mit dem Thema Landwirtschaft der Zukunft und einer nachhaltigen und klimafreundlichen Ernährung auseinandersetzen.
Dies machen wir aus drei Gründen. Erstens: Wir haben uns dem Thema bereits 2019 im Rahmen der Guarda angenommen und haben viele positive Rückmeldungen erhalten. Zweitens: Die Herstellung von Lebensmitteln wird so stark wie noch selten hinterfragt und wir finden es wichtig, uns an dieser Diskussion zu beteiligen. Und drittens: Der Ansturm auf die Hofläden beim ersten Lockdown zeigte, wie wichtig regional produzierte Lebensmittel sind und wir hoffen, dass sich durch die Krise auch das Bewusstsein beim Konsumenten dafür verändert hat. Denn: Regionalprodukte sind nicht nur im Krisenfall wichtig, sondern leisten auch einen Beitrag um dem Klimawandel entgegen, und zwar nachhaltig.
Pragmatische Lösungen sind gefragt
Einer der wichtigsten Aspekte bei dem Zukunftsthema ist Pragmatismus. Wir befinden uns im Wandel, mitten im Diskurs, wie Lebensmittel künftig produziert werden sollen und wie wir unsere Natur und Umwelt schützen. Und ein Wandel benötigt Zeit und sachliche Lösungen. Wie gestalten wir eine nachhaltige Zukunft, die dem Klimawandel entgegenwirkt und trotzdem ökonomisch und sozial-gesellschaftlich tragbar ist?
Unter dem Begriff Klimawandel wird der menschengemachte Anteil an der Veränderung des Klimas verstanden. Es liegt die Annahme zugrunde, dass der Ausstoss von Treibhausgasen zu einer Erhöhung der Jahresdurchschnittstemperatur und weitreichende Veränderungen der Umwelt zur Folge haben kann. ¹
Die heutige Land- und Ernährungswirtschaft sowie unser Konsum tragen wesentlich zu den Treibhausgasemissionen und damit zum Klimawandel bei. Weltweit werden durch die Land- und Ernährungswirtschaft zwischen 25-30% der Treibhausgasemissionen freigesetzt, je zur Hälfte aus Landwirtschaft und Konsum. In der Schweiz trägt die Landwirtschaft 13% bei (Bundesamt für Umwelt 2016). Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, müssen einerseits das Konsumverhalten und andererseits die Produktionsarten und -formen angepasst werden. So ist ein möglicher Lösungsansatz eine Ernährung, die sich aus hohen Anteilen an Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen, Früchte und Gemüse sowie einem bewusst ausgewählten Anteil an tierischen Produkten aus nachhaltiger und ressourcenschonender Produktion orientiert.²
Anpassung des Konsumverhaltens
Doch was würde eine solches Konsumverhalten von uns im Konkreten für die Schweiz bedeuten? Wo liegen die Herausforderungen und Chancen? Dieser Frage gingen die Wissenschaftler Zimmermann, Nemecek und Waldvogel der Forschungsanstalt Agroscope bereits im Jahre 2017 auf den Grund. Mit erstaunlichen Resultaten:
- Die Treibhausgasemissionen können durch einen Menüplan, der bezüglich Umweltwirkungen und Food optimiert ist, um 66 % gesenkt werden
- Wird die landwirtschaftliche Produktion auf den klimafreundlichen, umweltoptimierten Menüplan angepasst, steigt der Selbstversorgungrad der Schweiz von heute 61% auf gegen 80%, wird zusätzlich der Food Waste vermindert, erhöht sich der Selbstversorgungsgrad gar auf gegen 90%
Diese erstaunlichen Ergebnisse sind aber nur möglich, sofern wir die Konsumenten, uns dem klimafreundlichen Menüplan annehmen. Konkret: Reduktion des Fleischkonsums und Konzentration auf heimisches und nachhaltig produziertes Fleisch. Im Gegenzug wird der Anteil an Getreide, Kartoffeln, Hülsenfrüchten, Ölen und Nüssen gesteigert. Zu Beginn des Beitrages haben wir auf die Wichtigkeit von pragmatischen Lösungen hingewiesen. Das zeigt sich auch beim klimafreundlichen Menüplan für die Schweiz. Natürlich müssen die Alpen und das Grünland, welches nicht als Ackerland genutzt werden kann, mit Rindern, Kleinvieh und anderen Tieren genutzt werden. Daraus können Milchprodukte, Eier und Fleisch für die menschliche Ernährung gewonnen werden. Klimafreundlich bedeutet eben nicht totaler Verzicht auf tierische Produkte, sondern ein bewusster Umgang mit tierischen Produkten. Im klimafreundlichen Menüplan bleiben Milch, Käse und Eier in einem ähnlichen Umfang erhalten, der Fleischkonsum würde auf ein bis zwei Portionen in der Woche zurückgehen. Die heute bekannten negativen Umweltwirkungen aus der Land- und Ernährungswirtschaft, zusammengefasst zu einem Umweltindikator, können um 61% reduziert werden.
Wie zu Beginn des Beitrages erwähnt, benötigt es pragmatische Veränderungen. Diese Veränderungen können Landwirte und Konsument*innen nur zusammen herbeiführen. Diese geschehen jedoch nicht von heute auf morgen und sind mit Kompromissen verbunden. Trotzdem können wir mit unserem tagtäglichen Handeln im Kleinen einen Unterschied machen: Wir als Konsumenten können aktiv handeln, in dem wir klimafreundlich einkaufen und essen. Somit bilden wir die Grundlage, eine gesteigerte Nachfrage, dass sich die Produktion unserer Lebensmittel weiter verstärkt umweltschonend und nachhaltig entwickelt.
Regionalprodukte mit nachhaltiger Ausrichtung
Bereits heute gibt es verschiedene Mittel, klimafreundlich einzukaufen und zu essen. Zertifizierte Regionalprodukte sind ein Teil davon und mit ihnen profitieren Produzenten, die sich bereits jetzt an einer nachhaltigen Ausrichtung orientieren. Lebensmittel, die das Gütesiegel «regio garantie» tragen, bestehen aus 80% regionalen Zutaten, d. h. im Falle von alpinavera beinhaltet ein Produkt von einem Urner Produzenten 80% der Zutaten aus dem Kanton. Ausserdem muss bei der Herstellung des Produktes die Wertschöpfung 2/3 im jeweiligen Kanton erbracht werden. Vereinfacht an einem Beispiel: Die Roggen werden nicht nur in Graubünden angepflanzt und geerntet, sondern auch im Kanton zu Mehl gemahlen und verpackt. alpinavera verfolgt im Jahr 2021 das Ziel, offenzulegen, wie gut zertifizierte Regionalprodukte bezüglich eines Umweltindikators abschneiden. Wir möchten Transparenz schaffen und Konsumenten den Weg zu klimafreundlichen Lebensmitteln vereinfachen. Dieses Projekt werden wir im nächsten Blogpost aufgreifen und umfassend vorstellen.
Vorankündigung:
Du interessierst dich für das Thema „Klimafreundlich Essen“ und möchtest erfahren, was nachhaltige Ernährung bedeutet? Zusammen mit ProNatura Graubünden veranstaltet alpinavera im August einen Kurs. Hier findest du alle Informationen dazu:
Eine Übersicht über unsere Partner mit zertifizierten Regionalprodukten findest du hier:
alpinavera Produzenten
Ebenfalls haben wir Einkaufsmöglichkeiten von zertifizierten Regionalprodukten aufgeführt:
Verkaufsstellen
¹(online: Wirtschaftslexikon Gabler, 2019; UNFCC (Fact Sheet Februar 2011)).
² (IPCC Report, 2019, Chapter 5, 5-6)